April 21, 2020

The Big Easy

Mark Zuckerberg kündigt an eine neue digitale Währung Libra zu gründen. Dazu hat facebook eine neue Firme Calibra gegründet und für das Konsortium namhafte Firmen wie Visa, MasterCard, PayPal, Uber und Spotify gewinnen können. Abgesehen von dem Ansatz, dass die Währung stabil werden soll, was in sich bedeutet, dass ein realer Gegenwert (z.B. Staatsanleihen) hinterlegt werden muss, stellt sich die Frage wie weit es mit dem Datenschutz her ist. Natürlich liegt der Verdacht nahe, facebook könnte weitere Daten über die Nutzer sammeln, auswerte- und verwerten. Bislang hatte sich der Konzern damit bereits mehrfach Ärger eingehandelt und den Kurs der Aktie auf Talfahrt geschickt. Das Whitepaper zum Libre Token ist noch frisch. Wer sich näher damit befassen möchte findet es hier

Die Frage ist welche Auswirkungen das zukünftig haben wird. Alleine facebook hätte nach eigenen Angaben im Januar 2019 2,7 Milliarden! potentielle Nutzer der Währung Libre. Gut, nach ofizieller Lesart handelt es sich um ein Tauschmittel, keine Währung. Allerdings ist die Beurteilung der Bafin schon jetzt so, dass es sich mindestens um ein Finanzinstrument handelt und damit auch den entsprechenden Auflagen im Handel, etc. unterliegt. Der Unterschied zu einer Währung ist z.B., dass man keinen Schuldentitel auf Libre juristisch durchsetzen könnte.

Nehmen wir einmal an, dass Zuckerberg es ernst meint und den Token stabil halten möchte. Er müsste dann einen realen Wert hinterlegen zur Absicherung. In Frage kommen hier Staatsanleihen stabiler Volkswirtschaften. Geht man von ca. 10% der Nutzer aus, die den Libre nutzen und mit jeweils 1000€ investiert sind, sind wir immerhin bei 270 Mio €, die in Anleihen abgesichert werden müssten. Das heißt Facebook würde zu einem der großen Investoren auf dem Anleihenmarkt werden.

Eine weiter Frage, die das aufwirft, ist welchen Einfluss das Konsortium dadurch sowohl auf Staaten als auch auf Währungen gewinnt. Ich persönlich sehe eine große Gefahr, dass die Unabhängigkeit der Staaten von großen Wirtschaftsunternehmen noch stärker unter Druck gerät. Wir sehen schon heute einen sehr großen Einfluss wirtschaftlicher Interessen großer Konzerne auf politische Entscheidungen. Im TITIP Abkommen waren es die Schiedsgerichte, die diesen Einfluss noch deutlich verfestigt hätten. Nun kommt die nächste Herausforderung, der Versuch eine Parallelwährung zu etablieren, die unter Kontrolle einiger Konzerne steht.

Die Visionen im White Paper sind alleine dadurch schon gefährdet, dass es keine unabhängige Kontrollinstanz gibt. Nicht umsonst sind die Notenbanken der großen Währungen unabhängig von den Parlamenten und nicht umsonst wird immer wieder versucht aus der Politik auf die Notenbanken Einfluss zu nehmen.

Eine weitere Unstimmigkeit ist, dass die Konzerne leider immer noch der Gewinnmaximierung verschrieben sind. Blackrock Vorstand Fink, ja der große Investment Konzern, weist darauf hin, dass Konzerne eine Gesellschaftliche Verpflichtung haben und der Kapitalismus zu weit gegangen.

Mein Fazit, die große Freiheit wird der Libre voraussichtlich nur für die am Konsortium beteiligten Konzerne bringen. Nun ja, vielleicht bin ich ja zu pessimistisch, die Konzerne unter Leitung von Facebook werden sich Ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung bewusst und nehmen diese auch an.

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